Saisonelles: Weihnachtsgedichte

Diese Weihnachtsgedichte stimmen auf das Weihnachtsfest ein. Du kannst Sie selber lesen oder am Weihnachstbaum vortragen. Dazu musst du das Gedicht nicht auswendig lernen. Druck dir den Text aus und trage ihn dann vor (aber bitte nicht runterratschen, das ist echt ätzend!)

Wenn du den Vortrag als Spiel gestaltest, bekommt die Sache Sinn - und macht außerdem noch Freude.

Beim Gedicht vom weinenden Weihnachtsbaum kannst du zum Beispiel beim Vortragen der ersten Strophe so tun, als wolltest du gehen, wobei du aber die Füße nicht vom Fleck kriegst. Beim Aufsagen der zweiten Strophe kannst du mit Gesten den Gärtner nachmachen, wie er das Bäumchen schultert und mit großen Schritten durch den Schnee stapft usw. Bestimmt fallen dir selber auch viele Möglichkeiten ein.

Versuch's doch mal!


Der weinende Weihnachtsbaum

Es war ein kleiner Weihnachtsbaum
Der hatte einen großen Traum.
Er wollte mitten im Walde stehen.
Doch konnte er nicht alleine gehen.

Dem Gärtner tat der Baum so leid.
Trug ihn in den Wald hinein ganz weit.
Dort war es viel zu dunkel, fürchterlich.
Da weinte das Bäumlein bitterlich.

Eine Mutter hörte das Gewimmer.
Holte das Bäumlein herein ins Zimmer.
Schmückte es weihnachtlich mit Kristallen.
Und tat damit allen ein Wohlgefallen.

Der Stern

Hätt einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wär wohl nie
dem Sternlein nachgereist wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen lässt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.

Wilhelm Busch

Knecht Ruprecht

Von draußen, vom Walde komm´ ich her;
Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr.
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen.

Und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht´ durch den finstern Tann,
da rief´s mich mit heller Stimme an :

'Knecht Ruprecht', hieß es, 'alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan.

Alte und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn :
und morgen flieg´ ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden !'
Ich sprach : 'O lieber Herr Christ,
meine Reise bald zu Ende ist.
Ich soll nur noch in diese Stadt,
wo´s eitel gute Kinder hat.'

Theodor Storm

Das Christkind

Denkt Euch - ich habe das Christkind gesehen !
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee
mit rot gefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh;
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her -
was drin war, möchtet ihr wissen?

Ihr Naseweis, ihr Schelmenpack -
meint ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss was Schönes drin;
es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

Weihnachtslied

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern hernieder lacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte,
und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder
anbetend staunend muss ich stehn;
es sinkt auf meine Augenlieder
ein goldner Kindertraum hernieder,
ich fühl's, ein Wunder ist geschehn.

Theodor Storm

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